Kreativität für Zwischenlösungen ist gefragt!
Das Rathaus ist sanierungs- und modernisierungsbedürftig. Am 30. Juni 2021 wurden dem Stadtplanungs- und Bauausschuss die Ergebnisse einer ausführlichen bau- und haustechnische Bestandsaufnahme des Immobilienmanagements der Stadt vorgestellt.
Zur Empfehlung eines Gesamtkonzeptes heißt es darin:
Die kleineren Missstände können teilweise hausintern durch die Fachabteilungen behoben werden, um zukunftsorientiert und vorausschauend zu handeln, sollte durch ein extern zu beauftragendes Unternehmen bzw. Planungsbüro ein Gesamtkonzept entwickelt werden, in dem die Ausrichtung des Rathauses, die Zielsetzung der Stadt Griesheim berücksichtigt wird und die unterschiedlichen Fachbereiche gehört und einbezogen werden
(Auszug Gesamtkonzept)
Am 16. September 2021 brachte die Koalition einen Antrag, der wichtige Sanierungsarbeiten am L-förmigen Rathauskomplex vorsieht, direkt in die Stadtverordnetenversammlung ein. In diesem Antrag geht es um umfangreiche Sanierungsarbeiten im Dachgeschoss (inkl. Lüftung und Klimatisierung), Nutzung von Photovoltaik, die Erneuerung und Erweiterung des Fahrstuhles bis zum Dachgeschoss, Errichtung eines Lasten-Aufzugs zur Andienung des Kellergeschosses sowie die Sanierung des L-förmigen Hauptbaus. Die Höhe der Kosten ist nicht klar, aber bereits jetzt geht man von mehreren Millionen € aus.
Der Antrag war zuvor weder im Stadtplanungs- und Bauausschuss noch im Wirtschafts- und Finanzausschuss beraten worden. Einen Antrag von solcher Tragweite und so hohen Kosten vorher nicht ausführlich in den Ausschüssen behandeln zu lassen, ist ein inakzeptables Vorgehen und politisch kein guter Stil.
Der Konkurrierende Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, der vorsieht, vor Beginn von größeren Umbau-und Sanierungsmaßnahmen ein Gesamtkonzept Rathaus erstellen zu lassen, wurde mehrheitlich abgelehnt. Der Versuch seitens der WGG, über einen Antrag zur Geschäftsordnung, beide Anträge, den der Koalition und den von Bündnis90/Die Grünen, vor der Abstimmung im Parlament, im Stadtplanungs- und Bauausschuss beraten zu lassen, scheiterte ebenfalls an den Mehrheiten.
Zudem: Der Antrag der Koalition greift den Ergebnissen eines empfohlenen Gesamtkonzept für das Rathaus vor. Zumindest schränkt er mögliche Ergebnisse des extern zu beauftragenden Gesamtkonzeptes von vorneherein ein. Auch bei Erhalt des L-förmigen Hauptkomplexes, wäre es sinnvoll, vor seiner Sanierung, eine Planung der Anschlüsse von Heizung, Wasser, Lüftung mit einem evtl. zukünftig angrenzenden Neubau zu haben. Gleiches gilt für die Herstellung der Barrierefreiheit innerhalb des Alt-Gebäudes sowie in der Verbindung zum Neubau.
Warum diese Eile? Warum an den Fachausschüssen vorbei? An der Beschreibung der Mängel wird seitens der WGG nicht gezweifelt. Die WGG empfiehlt allerdings, den Katalog der Modernisierungsmaßnahmen auf das absolut Nötige einzudampfen. Die Erneuerung und Erweiterung des Fahrstuhls an der Nordseite, ist ein Muss. Das Risiko eines Totalausfalls kann die Stadt nicht eingehen. Doch für die andere Sanierungsmaßnahmen, sollte man nach alternativen Zwischenlösungen suchen, so z.B. die Aus- bzw. Umlagerung der prekären Arbeitsplätze im Dachgeschoss des Westflügels. Der Lastenaufzug zur Andienung des Kellers ist sicherlich ein berechtigtes Anliegen, aber ist er wirklich so dringlich, dass wir darüber auf ein Konzept verzichten?
Bürgermeister Krebs-Wetzl führte an, die Konzepterstellung und Planung durch ein externes Planungsbüro binde zu viele eigene Mitarbeiter. Diese stünden aber wegen anderer, dringlicherer Aufgaben nicht zur Verfügung (der GA berichtete darüber). Die WGG geht davon aus, dass durch die kreative Suche nach Zwischenlösungen die nötige Zeit für die internen Ressourcen geschaffen werden kann. Wir möchten Zeit gewinnen, nicht, um Arbeiten zu verschieben, sondern um die Arbeiten in der richtigen Reihenfolge vornehmen zu können.
Beim Großprojekt Rathaus, das Aspekte der Sanierung, des Umbaus, des Anbaus, des Neubaus, des Ortsbildes, der Modernisierung von Arbeitsplätzen, der Kosten, der Klimaverträglichkeit und des Umweltschutzes beinhaltet und für die nächsten Jahrzehnte seine Aufgabe möglichst gut erfüllen soll, wäre ein umfassendes Gesamtkonzept der erste Schritt in die richtige Richtung.
(KJ)
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