Der Flächennutzungsplan (FNP) ist ein Bestandteil der sogenannten Bauleitplanung. Laut Baugesetzbuch sollen Bauleitpläne u.a. „…‚dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Ortsgemeindeentwicklung, zu fördern, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln. Hierzu soll die städtebauliche Entwicklung vorrangig durch Maßnahmen der Innenentwicklung erfolgen“.

Zunächst einmal begrüßt die WGG die Aktualisierung des FNP. Eine Vielzahl von Änderungen in der aktuellen Flächennutzung werden im neuen FNP ,nachgezogen‘. 

Positive Aspekte des neuen FNP’s

Hinsichtlich zukünftiger Nutzungen sehen wir vor allem die Festlegung der Fläche südlich des Pfützengässchen als Gemeinbedarfsfläche (für Schule, Kita, etc.) als großen Gewinn an. Hier konnten sich B90/Die Grünen, die FDP und die WGG mit ihrem gemeinsamen Antrag in der Stadtverordneten-versammlung am 20.01.22 durchsetzen. 

Ebenfalls positiv bewertet die WGG den Erhalt des 11,5 ha großen Flächenstreifens westlich der Pfützenstraße als Landwirtschaftliche Fläche, prägt sie doch das Erscheinungsbild Griesheims, vom Ried herkommend. Für die Ausweitung von Gewerbeflächen ist im Norden ausreichend Platz vorhanden. Auch die Freihaltung der Fläche für eine mögliche zukünftige Bahnanbindung des Gewerbegebiets Nord an eine Bahnstrecke Darmstadt-Mainz/Wiesbaden/Ried, ist aus der Sicht der WGG vernünftig. Die Nutzung von 0,28 ha des Stadtwaldes für den Ausbau des Seniorenheim Haus Waldeck sieht die WGG als vertretbar an. Die Fläche dient der Erweiterung und Modernisierung einer ansprechenden, dem hohen zukünftigen Bedarf an Seniorenwohnplätzen angemessenen Seniorenanlage für Griesheim. Für die verlorengegangene Waldfläche wäre in jedem Fall eine Ausgleichsfläche mit entsprechender biologischer Wertigkeit bereitzustellen. 

Die WGG bedauert es jedoch sehr, dass der schmale Streifen von 3,05 ha, östlich des Sportzentrums St. Stephan und südlich des Südrings, nicht als Landwirtschaftliche Fläche deklariert wurde. Unser entsprechender Antrag, zusammen mit Bündnis90/Die Grünen und der FDP, wurde mehrheitlich abgelehnt. Eine systematische Bebauung wird einen geschlossenen Riegel zur offenen Landschaft darstellen. Dabei liegt gerade in der Offenheit zur Landschaft der Reiz für die Anwohner. Man hätte die Möglichkeiten zur Gestaltung eines grünen Ortsrandes, mit einem leicht begehbaren Übergang zur freien Landschaft nutzen sollen.  Das wäre besonders für die Bürger im Südosten Griesheims ein Gewinn gewesen.

Kein Platz für ein Kombibad im Südwesten

Die Oppositionsparteien Griesheims B90/Die Grünen, FDP und WGG sehen einen hohen Bedarf an zusätzlichen Freizeit – und Sportflächen für die Neubaugebiete im Süden und Südwesten Griesheims. 

Im Rahmen eines gemeinsamen Antrags, schlägt die WGG die Fläche südlich des Südrings und östlich der L3303 für den Bau eines Kombibads vor. Laut Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 28.03.2019 der vorherigen Wahlperiode, sollen Hallen- und Freibad nach Ablauf der Nutzungsdauer des Freibades in ca. 15 Jahren an einem Standort zusammengeführt werden. Die 5,8 ha große Fläche am Südring wäre dafür sehr gut geeignet. Sie ist verkehrstechnisch gut zu erreichen, befindet sich ohnehin schon in Gesellschaft anderer Sportanlagen (Skateranlage, Dirtbike-Strecke und Reithalle) und würde zudem eine biologische Reinigung des Badewassers, zumindest im Sommerbetrieb, ermöglichen. Die WGG setzt sich seit Jahren für ein Schwimmbad mit biologischer Reinigung ein.

Zusammen mit einem dichten Baumbestand, der auch außerhalb des Schwimmbadgeländes hätte angelegt werden können, wäre dieser Bereich eine Oase zur Kühlung für die Griesheimer geworden. Im Süden Griesheims gibt es, abgesehen vom Stadtpark am Wolfsweg, keinen Schatten außerhalb der Wohnung bzw. des eigenen Gartens. Zusätzlich könnte die Fläche mit schattenspenden Bäumen zum Verweilen und Spielen einladen. 

Das Leitbild, das in den Erläuterungen zum LP bezüglich dieser Fläche formuliert ist, entspricht unseren Vorstellungen: Die Flächen im Süden der Stadt bilden einen hochwertigen Übergangsraum zwischen Siedlung und Landschaft, mit hohem Wert sowohl für die Landwirtschaft als auch Freizeit und Naherholung. Grüne, gehölzreiche Pufferzonen schirmen das Gebiet von den empfindlichen Lebensräumen der Griesheimer Düne ab.“ 

Ein attraktives Kombibad, das verkehrlich gut zu erreichen ist, könnte auch Gäste aus den umliegenden Gemeinden anlocken. Leider konnte sich die Opposition mit diesem Antrag nicht durchsetzen. 

Der Antrag sah ebenfalls vor, die Fläche des bestehenden Freibades im künftigen FNP als Grünfläche auszuweisen. Zusammen mit anderen bestehenden Grünflächen, wie dem Kiefernwäldchen und dem Sportplatz ,Am dürren Kopf‘  hätte sie als ,Grüne Lunge‘ mit Aufenthaltsqualität für den Osten Griesheims entwickelt werden können. Die ablehnende Haltung der Koalition ist eine klare Aussage gegen ein Kombibad und weitsichtige Planung.  

Anpassung an den Klimawandel – Schaffung von Schattenplätzen 

Die Erläuterungen zum integriertem Landschaftsplan (LP) sind außerordentlich umfangreich und informativ. Sie enthalten wertvolle Vorschläge und klare Aussagen zur Ausschöpfung von Entwicklungspotentialen im Hinblick: Stadtklima, Stadtbegrünung, Frischluftschneisen, Naherholung, Biotoperhalt und Biotopvernetzung, Erhalt und Erhöhung der Artenvielfalt bis hin zur Verbesserung der Wegeverbindung zwischen den Siedlungsgebieten und den attraktiven Räumen im Norden und Westen der Gemarkung.

Allerdings hinsichtlich der Angaben zur Verbesserung des Stadtklimas (Vermehrung Straßenbäume, Fassadenbegrünung, Dachbegrünung, Verbot von Schotterflächen, u.a.), sind wir nicht überzeugt, dass diese ausreichen werden, um den Menschen in Zukunft Schutz vor der sommerlichen Hitze zu geben. Wir sehen die Schaffung von zusätzlichen Schattenplätzen im öffentlichen (und privaten) Raum als geboten an. In den Erläuterungen zum LP wird ausdrücklich auf die positive Wirkung von großkronigen Bäumen auf das Stadtklima hingewiesen, sie bilden einen ,siedlungsklimatischen Ausgleichsraum‘. In zukünftigen Konzepten zur nachhaltigen Stadtentwicklung sollte eine Bevorratung von Schattenplätzen vorgenommen werden. 

Straßenbäume sowie Fassaden- und Dachbegrünung tragen natürlich auch positiv zum Stadtklima bei, indem sie Aufheizungsprozesse wirksam reduzieren, Wasser speichern sowie Stäube und Luftschadstoffe binden. Sie spenden aber keinen kühlenden Schatten. Ein solcher kommt den Menschen aber direkt zugute.

In den Erläuterungen zum integrierten LP heißt es: „Für innerörtliche Nachverdichtungen werden nur noch maßvolle Potentiale gesehen, trotz der räumlichen Beschränkungen soll eine Vergrößerung des Wohnraumangebotes nicht zu Lasten innerörtlichen Grüns gehen.

Das heißt: Das Grün sollte den Vortritt haben. Der Stadtbereich von Griesheim ist schon jetzt sehr dicht besiedelt, jede weitere Flächenversiegelung würde das Stadtklima zusätzlich belasten. (kj)